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Standort Lyss

Portrait von
Nazim Aziri

Nazim Aziri ist Inhaber und Geschäftsführer von Garten Partner in Lyss. Die im Gartenbau tätige Firma wurde 1992 von seinem Vater gegründet. Sie beschäftigt zwölf Personen, davon zwei Lernende, und agiert in der gesamten Deutschschweiz. Der gelernte Landschaftsgärtner stieg 2010 in die Firma ein, seitdem ist sie stetig gewachsen. 2022 schlug der heute 33-Jährige ein neues Kapitel in seinem Berufsleben auf: Er gründete endurance, eine Firma im Gesundheits- und Sportbereich mit inzwischen sechs Mitarbeitenden und je einem Standort in Lyss und Bern.

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«Die Ruhe kommt aus der Klarheit»

Der Unternehmer Nazim Aziri ist in seinem Element: Er führt eine florierende Gartenbaufirma und baut nebenher eine starke Marke im Gesundheitsbereich auf. Beides trägt seine Handschrift. Eine Begegnung.

Nach einer Begegnung mit Nazim Aziri ist man ein anderer Mensch. Man fühlt sich lebendiger, fokussierter, wacher. Man denkt an Blumeninseln und gepflegte Hecken. Man denkt an Leidenschaft, Mut, harte Arbeit und die Kraft einer Vision – und an eine Ruhe, die ansteckend wirkt.

Es ist ein schöner Tag in Bern. Die Leute suchen Schutz vor der Augustsonne und schieben sich träge durch die Gassen. Nazim Aziri legt die Serviette auf den Tisch und nimmt den letzten Schluck Wasser aus dem bauchigen Glas. Für das Essen nehme er sich Zeit, sagt er, das sei ihm wichtig. Er blickt hinüber zum Kellner und gibt ihm ein Zeichen. Er möchte noch etwas bestellen. Dann lehnt er sich zurück. Er ist bereit für die erste Frage.

Nazim, besitzt man in deinem Alter schon ein Lebensmotto?

Ich habe zumindest eines: Nie aufgeben, egal, was andere denken. Daran halte ich mich.

Einzig im Beruf?

Nein, es ist meine Grundhaltung zum Leben. Als Kind und Jugendlicher hatte ich es nicht einfach, ich wurde jahrelang gemobbt wegen meiner Herkunft. Diese Erfahrung hat mich geprägt. Daraus ist eine Kraft gewachsen. Was ich mir vornehme, will ich erreichen. Hindernisse auf dem Weg dahin betrachte ich als Herausforderungen, die ich auch meistere.

Was andere denken, spielt also keine Rolle. Gilt das immer?

Das war in meinem Leben nicht immer so. Heute tausche ich mich selbstverständlich mit anderen aus, mit meiner Familie, mit meinen Mitarbeitenden. Ihre Meinung ist mir wichtig. Habe ich jedoch einen Entschluss gefasst, dann gibt es kein Zurück. Kein Zögern.

Du hast einst am GP Bern teilgenommen, tags darauf am Halbmarathon von Pristina, deine Eltern stammen aus Kosovo. Ein Beispiel für deine Entschlusskraft?

Zweifellos. Ich war gut in Form damals. Im Vorfeld habe ich abgeklärt, ob es am Samstagabend einen Flug nach Pristina gibt. Und tatsächlich, es gab einen. Die Sache war realisierbar und so kam es dann auch. Ich habe an jenem Wochenende je einen Lauf in den zwei Ländern bestritten, die mit mir zu tun haben. Ein lockerer Spaziergang war es nicht. (lacht)

Wie würdest du dich beschreiben?

Ich bin ein Macher, ein Unternehmer. Auch ein Visionär. Ich bin selbstbewusst, zielstrebig, ehrgeizig. Auf der anderen Seite bin ich empathisch und setze mich für andere ein. Wenn ich jemanden unterstützen kann, dann zögere ich nicht.

Und Schwächen?

Ich bin gut darin, das aufzuschieben, was ich nicht erledigen mag. Mein Ehrgeiz geht manchmal mit mir durch. Ich will mir etwas beweisen und überspanne den Bogen. Daran arbeite ich.

Mit 21 trat Nazim in die Firma seines Vaters ein. Seinerzeit hatte er die Lehre zum Landschaftsgärtner absolviert und hierauf wertvolle Berufserfahrung gesammelt. Beim Eintritt war die Firma ein Zweimannbetrieb. Mit ihm, dem Sohn des Chefs, zählte sie drei Personen. Er habe sehr viel gearbeitet damals, sagt er, selbst einen Nebenjob habe er angenommen, er wollte dazuverdienen. Er habe 100-Stunden-Wochen geschoben, den Gang zum Coiffeur habe er als Zeitverschwendung betrachtet. «Ich war wie in einem Tunnel. Die Firma voranbringen, mehr Aufträge übernehmen, erfolgreich sein – nur das zählte.»
Das ging vier Jahre gut. Dann stellte sich sein Körper quer. Nazim kam von der Baustelle direkt ins Spital. Dort wurde er untersucht, ein klarer Befund blieb aus. Er wurde entlassen und ging geradewegs zurück auf die Baustelle. Doch etwas war anders. Ihm wurde bewusst: Ohne Gesundheit fehlt dem aktiven Menschen die Basis.

Ende 2014 hast du dein Arbeitspensum reduziert. Zugleich begann deine Beschäftigung mit Gesundheitsfragen. War diese Neuausrichtung schwer anzupacken?

Die Spitaleinweisung hatte etwas ausgelöst. Ich wusste daher, wieso ich das tat. Ich begann zu trainieren, parallel dazu arbeitete ich mich in Themen wie Krafttraining, Ernährung und Ausdauersport ein, sehr seriös, nicht einfach so nebenher. Ich belegte auch entsprechende Weiterbildungen. Es entstand ein Hobby, das mir Freude bereitete.

Daraus wurde dann mehr.

Ich realisierte, dass auch andere von meinem neuen Wissen profitierten. Ich liess mich zum Personal Trainer ausbilden. Für mich war rasch klar: Eine neue Geschäftsidee lag in der Luft.

Wann war das?

2016. Damals entstand der Name «endurance», ebenso das Logo. Kurz darauf wurde ich von Garten Partner voll in Beschlag genommen. Wir wurden grösser und grösser, so wie ich es mir ursprünglich vorgenommen hatte. Die nächsten drei Jahre trat endurance in den Hintergrund. Ich beschäftigte mich weiter mit dem Thema, einfach weniger intensiv.

2020 war erneut ein Jahr der Entscheidung. Bei Garten Partner lief es bestens, doch es gab Entwicklungen mit neuen Kunden, die Nazim nicht passten. Rasch entschied er, die Zusammenarbeit mit diesen Kunden auszusetzen. Das habe die Lage im Betrieb entspannt, erinnert er sich, und das Thema endurance sei wieder nach vorn gerückt. Rückblickend würde er sagen, die Idee sei vorher nicht reif genug gewesen. Jetzt war sie es.

In jener Zeit fing er wieder an zu fasten und entdeckte das Zelltraining IHHT, eine medizinische Anwendung des Höhentrainings (siehe endurance.ch). Daneben vertiefte er sich ins Thema Stoffwechsel. Auch das passte hervorragend zu endurance. Das Angebot an möglichen Dienstleistungen konkretisierte sich mehr und mehr.

Am Standort von Garten Partner in Lyss waren geeignete Räume frei. Er liess sie umbauen und richtete dort den Sitz von endurance ein. Im April 2022 war es so weit: endurance öffnete offiziell seine Türen und begrüsste die ersten Kundinnen und Kunden. Zum Angebot gehören Stoffwechselanalyse, Ernährungsberatung, das erwähnte Zelltraining IHHT sowie Outdoor- und Mentaltraining.

Wie viel Mut war nötig, um endurance in die Tat umzusetzen?

Wie gesagt, die Idee ist mit der Zeit gereift. Das eine hat zum anderen geführt. Der Entscheid, wir machen das jetzt, war am Ende leicht zu fällen. Mut und Risikobereitschaft gehörten natürlich dazu, anderseits, das Konzept war und ist gut durchdacht. Mut hat mit Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten zu tun und meine Möglichkeiten kenne ich. Das Angebot von endurance ist schweizweit einmalig. Auch wenn wir alles selbst finanzieren, kann ich gut schlafen. Wir sind unabhängig und ich weiss: Wir schaffen es.

Mit «wir» meinst du das Team von endurance?

Ohne Team erreicht man nichts. Das ist auch bei Garten Partner so. Dort wie auch bei endurance ziehen alle an einem Strang. Wir gehen in die gleiche Richtung. Wir haben nur gemeinsam Erfolg, es liegt an uns.

Der zweite Standort von endurance ist bereits Realität. Er befindet sich in der Altstadt von Bern. Gehört das ebenfalls zu deiner Idee?

Wir wollen mit der Zeit wachsen. Gesundheitsthemen beschäftigen alle, die Nachfrage ist gross. Mit endurance möchten wir einen Beitrag zu mehr Gesundheit und Fitness für alle leisten. Das ist meine Vision. Mit dem Zelltraining IHHT bieten wir eine Dienstleistung an, die einzigartig ist. Im Grossraum Bern sind wir mit mehreren entsprechenden Geräten der grösste IHHT-Anbieter. Und endurance spricht Jung und Alt an.

Du bist bei Garten Partner stark eingebunden, jetzt auch bei endurance. Wie geht das zusammen?

Die Doppelbelastung ist da. Sie macht jedoch Freude, weil etwas Grosses entsteht. Was ich tue, macht mir Spass. Es ist viel Leidenschaft dabei. Meine Aufgaben bei Garten Partner bilden den Kern, ihnen gilt mein Hauptaugenmerk. Die Arbeit für endurance ist im Moment auch sehr wichtig. Ich bin derjenige, der die Idee hatte und die Vision vorantreibt. Das unternehmerische Handeln lebe ich in beiden Firmen aus. Das ist faszinierend. Ich sehe täglich, was möglich ist.

Kommen nie Zweifel auf oder die Angst, nicht alles bewältigen zu können?

Nein. Ich schlafe im Nu ein und schlafe durch. Gedankenkreisen kenne ich nicht. Ich stelle meine Entscheidungen nie infrage, das würde nur meine Motivation schmälern und mir Energie rauben. Ich fokussiere mich auf die Umsetzung. Meine Vision treibt mich an.

Du strahlst eine bemerkenswerte Ruhe aus und scheinst mit dir im Reinen zu sein. Ist das so oder täuscht der Eindruck?

Die Ruhe ergibt sich aus der Klarheit. Ich weiss, was ich will und wohin ich will. Ich weiss, was ich kann, und für das, was ich nicht kann, hole ich mir Unterstützung. Diese Orientierung räumt Zweifel aus, sie stellt den Fokus scharf. Aus ihr gewinne ich die Energie und die Lebendigkeit, die mich im Alltag tragen.

Nazims mentale Stärke ändert alles. Stress, Probleme, Frust, solche Begriffe mag er nicht. Lieber spricht er von Aufgaben, Herausforderungen, Begeisterung – von Lösungen. Es gehe ihm um eine andere Sichtweise, sie verändere die innere Haltung, die Einstellung zur Arbeit. Er bewege sich gern im Freien, er liebe die Natur. Deswegen sei Landschaftsgärtner der richtige Beruf gewesen für ihn und sei es nach wie vor, wenngleich er heute teilweise im Büro sitze. «Ich stehe oft in einem Garten, den wir umbauen oder pflegen. Auch als Geschäftsführer arbeite er regelmässig draussen in der Natur.»

Das Draussensein ist bei endurance ebenfalls ein Thema: Sämtliche Trainingseinheiten für Kraft und Ausdauer finden im Freien statt. Draussen tritt man mit den Elementen in Kontakt, mit Luft, Erde, Wasser, Wärme, Kälte. Das erde den Menschen, ist Nazim überzeugt. Das Anlegen eines Gartens oder das Trainieren im Freien, es gibt Zusammenhänge zwischen beidem. Und hier schliesst sich der Kreis. Das eine ist mit dem anderen verbunden. Das Bindeglied heisst Nazim. Sein Leben. Seine Ideen. Seine Ziele.
Wie gesagt, nach einer Begegnung mit dem 33-Jährigen ist man ein anderer Mensch. Man hat etwas von seiner Entschlusskraft, seinem Fokus übernommen, von der Ruhe ganz zu schweigen. Eine bereichernde und auch seltsame Erfahrung. Die eigenen Zweifel, die Termine, die Probleme – sie sind wie weggewischt. Als man sich verabschiedet, fühlt sich alles leicht an. Die Gedanken an die Aufgaben, die noch anstehen, erzeugen kein sorgenvolles Stirnrunzeln. Alles scheint machbar zu sein. Man ist sich bewusst: Nicht zweifeln, sondern handeln. Die Frage ist bloss, wie lang hält dieser neue Zustand bei einem selbst an. Wie lange?

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Interview Nazim Aziri
Bern, August 2022